Reise

Samstag, 14. August 2010

Varanasi und Mutter Ganga

Nach Bodghaya und seiner buddhistischen Mystik zog es uns also weiter gen Westen. Wir verliessen Bihar und landeten in Utar Pradesh, einer Provinz, die bekannt ist durch seine Staedte Varanasi, Agra (das Taj Mahal steht dort), Allahabad und Lucknow.
Utar Pradesh war ueber Jahrhunderte unter muslimischer Herrschaft. Vor hunderten von Jahren machten sich persische Koenigreiche auf den Weg um nach Osten zu expandieren. Sie eroberten den noerdlichen Teil Indiens und erschufen auf der sprituellen Welt der dort lebenden Hindus beeindruckende Gebaeude und Stadtstrukturen. Trotz dieser muslimischen Herrscher blieb den Hindus ihr heiligster Ort : Varanasi.
Varanasi liegt am Ganges, dem gewaltigen Fluss, der Indien von Nordwesten bis hin nach ganz Osten durchzieht und als die Lebensader des Subkontinentsgilt. Dieser Fluss, so der Glaube der Hindus, fliesse direkt in den Himmel. Wenn also die Asche einer Leiche in den Fluss geworfen wird, wuerde der Geist der Person direkt in den Himmel kommen und dem Kreis aus Geburt und Wiedergeburt endgueltig endkommen.
Der Ganges spielt in der hinduistischen Mythologie aber noch eine weitere Rolle: Alle Hindus koennen sich in diesem Fluss von ihrem schlechten Karma reinwaschen. Ganga, die Mutter, die in Shiwas Haaren entspringt, reinigt das Kharma der Glaeubigen.
Varanasi ist somit eine der spirituellsten Staedte des Subkontinents. Jeder Hindu, der die Moeglichkeit bekommt, reist nach Varanasi, um dort zu Shiva, dem Zerstoerer zu beten, um die Zerstoerung von allem Boesen in seinem Leben zu bitten, und um ein wenig Gangeswasser ueber den heiligen Phallus zu giessen, der in der Mitte des goldenen Tempels im Boden eingelassen ist.

Wir verbrachten eine geschlagene Woche in Varanasi und haetten wohl noch einige Zeit laenger dableiben koennen. Wenn man sich mit dem Hinduismus auseinander setzen moechte, so ist das meiner Meinung nach der ideale Ort.
Die engen Gassen, die sich zum Flussufer hin immer mehr verzweigen und verwinkeln sind ein Hort fuer umherstreifende heilige Kuehe, langbaertige Gurus, Traeger von Toten, die die Namen der Reinkarnationen Shivas rezitierend dem Ganges endgegen laufen oder orangegewandeten Pilgerern (Orange ist die Farbe Shivas), die auf dem Weg zum goldenen Tempel sind.
Am Flussufer kann man dann Stunden damit zubringen, auf den Stufen der verschienden Ghats zu sitzen, um mit den Glaeubigen zu reden, ueber die goettliche Dreiteilung zu erfahren (Erschaffung -Brahman, Erhaltung - Vishnu, Zerstoerung - Shiva), ueber die Bedeutung, die Hanuman, der Affengott in der hinduistischen Mythologie erfaehrt (Ein Affe als Diener der Goetter) oder einfach nur dem Rauschen des gewaltigen Flusses zu lauschen. Die Stimmung dort gefiel mir. Am Himmel entlangeziehende Moewen gaben der Stadt ein wenig Meeresstimmung, die uralten Gebaeude und in den Himmel emporragenden Tempel uns Ahnung, wie es hier vor hunderten von Jahren ausgesehen haben mochte.
Vier Tage verbrachten wir nachdem wir aus unserer ersten Unterkunft ausgezogen waren, in einem ziemlich billigen Guesthouse fast direkt am Ganges gelegen. Das tolle war die Aussicht: Ausgestattet mit sieben Stockwerken konnten wir von unserem auf dem Dach platzierten Schlafsaal ueber die ganze Stadt blicken und das Leben auf den Haeuserdaechern verfolgen.

Da ich leider nicht viel Zeit habe fasse ich kurz die beiden, mich am meisten beeindruckenden Dinge zusammen (dafuer muss ich leider unseren Besuch im Affentempel, in der Uni, unser Streunen durch die Gassen und das Wissen das wir ueber den Hinduismus erfuhren, auslassen):
Zum einen war da die Zeremonie am Ganges. Es war bereits dunkel, als wir am Ganges zur uns empfohlenden Zeremonie aufmachten. Immer noch wateten Pilgerer durch die Gewaesser des Ganges und beteten, immer noch fuhren blitzlicht verursachende Touristen auf vollen Boten parallel zum Ufer.
Wir folgten den Geraeuschen und den Menschenscharen, die zum MainGhat stroemten. Dort angekommen erwartete uns ein Meer von Orange. Fasziniert dreinblickende Menschen, nach Gangeswasser riechend, blickten erwartungsvoll verzueckt zur Mitte, wo Priester standen und in uns unbekannter Sprache geradezu hypnotische Lieder sangen. Es gab einen Feuertanz und immer wieder wurde auf Rufen der Priester, deren Stimmen durch die Lautsprecher seltsam verzerrt und fremd klangen, ekstatisch in die Haende geklatscht. Es waren nicht ein paar Hunderte, sondern meiner Meinung nach tausende Menschen, die sich dort versammelt hatten und mir wurde bewusst, welch ungeheure Macht diese Priester in ihren Haenden hielten. Sie riefen nur : klatscht zu Ehren Shivas, doch was wenn sie, verbrennt alle Moscheen in dieser Stadt, gerufen haetten?
Vorher hatte ich das Gefuel, in dieser Religion zum ersten Mal eine total persoenliche individuelle gefunden zu haben. Diese Veranstaltung belehrte mich eines besseren.
Das zweite Beeindruckende, auch mit diesen Gedanken zusammenhaengende war naemlich die unglaubliche Polizeipraesenz, die sich um den heiligen Tempel aufbaute. Nahezu an jeder Ecke sass ein Polizist mit Gewehr und beobachtete das Treiben kritisch. Als wir einen von ihnen fragten, wie man zu der grossen weissen Moschee gelangen koenne erklaerte er uns nur, dass es "not good" sei und wir dort nicht hingehen sollten. Zwei Englaenderinnen erzaehlten uns, dass es in Agra, wo sie vorher gewesen waren, zu Unruhen gekommen war und kein Taxifaher sie zum Bahnhof bringen wollte. Der Grund: Ein Teil der Unuruhen richtete sich gegen Auslaender und ein Tuk Tuk mit Auslaendern im Gepaeck koennte in boese Schwierigkeiten geraten.
Nun, gleichermassen trafen wir jedoch auch wieder eine Menge ungemein netter Menschen, mit denen es sich wunderbar plaudern liess.

Samstag, 7. August 2010

Pakistan...

Ueber Pakistan ist die Flut hereingebrochen und scheint nicht nur den Traum von "ueber Land" sondern auch eine Menge Traeume der dort lebenden Menschen zu zerstoeren...

Darjeeling, Bodghaya - Ein paar Bilder

Luisa-DarjeelingNebelwaldPolle-und-MoenchDarjeelingDarjeelings-NebelwaelderBuddha

Freitag, 6. August 2010

Bodghaya - Ein erleuchteter Ort (?)

Nach unmenschlicher Kaelte, verwunschenen Waeldern und einem herzerwaermenden Ost-Asien Gefuehl trieb es uns wieder ins Tal.
Indien ist ein Hort schwer zu beschreibender Mystik, ein buntes unmoeglich zu durchrdringendes Gemisch aus Religion, Sagen, Fabeln, Vielfalt und Leben. Der Hinduismus, die groesste Religion in Indien, besitzt einen Goetterkanon von 30 Millionen Gottheiten. Jeder Mensch kann sich selbst ueberlegen welche Gottheit er wie anbetet. Religion, Kultur und Leben verschmelzen dabei zu einem scheinbar irrationalen Brei, der wohl einen Grund fuer die Anziehung bietet, die das Land auf den Westen ausuebt.
Aus dieser magischen Welt, von Wiedergeburt, Reinkarnationen und Goettern ist vor knapp 2500 Jahren eine Philosphie hervorgegangen, die das Leben als Leid sieht und einen Pfad vorgibt, dem Kreis von Geburt und Widergeburt zu entkommen: der Buddhismus.

Siddharta Gautama, ein indischer Prinz wandelte zu dieser Zeit durch eine Provinz, die nun Indiens Armenhaus darstellt. Im kleineren (ich wage nicht einen indischen Ort wirklich klein zu nennen) Bodghaya, in Bihar fand er schlussendlich unter einem Bodhi Baum die Erleuchtung. Seither ist dieser Ort der wohl heiligste des Buddhismus und unzaehlige vor allem asiatische Pilgerer kommen jedes Jahr hierher.

Von Darjeeling aus erkaempften wir uns mit harten Bandagen einen Platz im Schlafwagenabteil. Reisfelder ueber Reisfelder zogen an uns vorbei. Es erschien mir seltsam in diesem Land Hunger zu vermuten, doch indischer Reis wird eben nicht nur fuer die eigene Bevoelkerung verwendet. Europa zahlt einfach besser.
In den fruehesten Morgenstunden wurden wir aus dem Zug geschmissen. In Patna erwartete unsere mueden Geister ein famoses Hupkonzert, dass uns schnell in den naechsten Zug nach Gaya trieb.
Gaya war der eigentliche Grund unseres Trips zu seinem kleinen Bruder, Bodhgaya. Angezogen von der Mystik des Namens (Gaya, die Erde) hatten wir kurzerhand entschlossen dort eine Pause einzulegen. Die Gedanken noch in anderen Sphaeren wurden wir bei unserer Ankunft auf den Boden der Tatsachen zurueckgeholt. Gestank, Muell und Armut erwartete uns. Baeche, nach Pisse stinkend, giftiges Plastik vor sich hertragend, liessen mich meine Flip Flops verwuenschen. Fliegen, Fliegen und noch mehr Fliegen ueberzogen den Platz. Teetrinkend versuchten wir einen Taxifahrer zu einem angemessenen Preis zu bewegen, letzendlich vergebens, doch ich war froh weiter nach Bodghaya zu erfahren. Ich muss gestehen, dieser Ort hatte mich erschuettert und war wohl das krasseste was ich bisher in Indien gesehen hatte.
Bodghaya stellte keine Besserung dar - bis uns das Taxi vor den Pforten des Haupttempels hinauswarf. Die Stimmung aenderte sich schlagartig. Sorgsam geputzte Fliesen boten tiefsinnig dreinblickenden Moenche Boden, Souvenierverkaeufer versuchten CDs mit Mediationsmusik an den Mann zu bringen, Restaurants verkauften europaeisches und ost-asiatisches Essen. Wie eine kleine Insel kam uns der Platz mit seinen Laternen vor.

Unser Couchsurfer, ein junger Student namens Gautama,brachte uns fort von dieser ruhigen Insel in sein sauberes, relativ grosses Haus, das er zusammen mit seiner Mutter und seinen putzenden und kochenden Schwestern bewohnte.
Am Abend fuehrte er uns in den Tempel, den sie den "Maintemple" nennen. Zu Ehren Buddhas wurde er an der Stelle der Erleuchtung gebaut und strahlte eine Ruhe und Faszination aus, der sich auch der Backstreetboys und Britney Spears begeisterte Gautam nicht entziehen konnte. Betende Moenche, vor der Buddha Statue, ein wuchernder Bodhi Baum, der als Ableger des "Originals" gilt.

Nach langer, erschoepfter Nachtruhe machten wir uns am naechsten Tag auf, die restlichen Tempel des Ortes zu erkunden. Aufgrund der Geschichte dieses Ortes, liess sich keine groessere buddhistische Glaubensgemeinschaft nehmen, einen eigenen Tempel im Umkreis des Ersten zu errichten. Vom chinesischen zum Buthanischen, mit einem kurzen Abstecher zum Bengalischen, ueber den japanischen, tibetischen bis hin zum Thailaendischen Tempel erlebten wir die unterschiedlichsten Interpretationen der buddhistischen Lehre. Verschiedenste Bauarten, von praechtig vergoldet bis hin zur schlichten Einfachheit zogen mich in ihren Bann. Doch ein kleiner kritischer Geist in mir liess mich diese Erhabenheit nicht ohne Hintergedanken geniessen.
Wie kann es sein, fragte ich mich, dass so viel Armut, so viel Schmutz, so viel Hoffnungslosigkeit in dem kleinen Ort herrscht, wenn die Glaubensgemeinschaften gewaltige Tempelbauten errichten.
Wie kann es sein, fragte ich mich, dass nur die wenigsten Kinder und oft nur mit Hilfe einer Spendenabhaengigen Organisation zur Schule gehen koennen, wenn jedes Jahr, laut Gautam, unzaehlige Touristen den Ort mit Geld durchspuelen. Woher kommt dieser Verfall, wenn der Dailai Lama, jener im Westen so bewunderte Moench, fast jaehrlich nach Bodghaya reist, gewaltige Statuen einweiht und sich mit Hilfsorganisationen fotographieren laesst.
Wie wuerde eine christliche eine muslimische, eine hinduistische Pilgerstaette aussehen?

Um diesem Raetsel zu folgen stiegen wir nach wenigen Tagen in den Zug, der uns ins vier Stunden entfernte Varanasi bringen sollte. Einquetscht von hunderten Menschen in einem kleinen Abteil, unter Dauerbefragung nach unserer Herkunft, unserer Namen, unseres Alters und Verweise auf die Fussballnation Deutschland, erreichten wir nach einer spannenden, anstrengenden Fahrt Varansi. Es war bereits Dunkel und alle Rikschafahrer abweisend zogen wir zu Fuss zum Guesthouse los.
Varanasi ist die heiligste Stadt des Hinduismus, am Ganges gelegen, kommen taeglich tausende Pilger hierher um sich zu waschen oder um in diesem Fluss zu sterben.
Wer hier am Ganges stirbt kommt direkt in den Himmel, so die Legende.
Wir hoerten von Verbrennungen, von orangen Gewandeten Shivaanhaengern, von der Spiritualitaet die diesen Ort durchziehen soll.

Mit dem Gedanken an etwas laengeres Verweilen bin ich gespannt auf Varanasi.
In den naechsten Tagen gibt es dann auch wieder ein paar Bilder.

Montag, 26. Juli 2010

Kolkata

Wenige Tage Indien und mir kommt es vor als waeren wir schon Wochen hier.
Kolkata gehoert zu den aermsten Staedten Indiens und der Welt. In den meisten Reisefuehrern nicht unbedingt empfohlen, als dreckig, heiss und anstrengend dargestellt pulsiert hier das Leben.
Die Strassen sind voller Menschen, Millionen ueber Millionen, wie mir scheinen. Das taegliche Leben spielt sich hier nicht abgeschottet hinter Mauern ab, nicht in Wohnungen und Haeusern, das taegliche Leben findet man ungeschont auf der Strasse. Muell, Armut, Frauen und Maenner, Essen, Toiletten und der durchdringende Klang eines nicht enden wollenden Hupkonzerts.
Mir faellt es schwer meine Eindruecke geordnet wiedergegeben, zu viel Chaos umgibt mich hier.

Morgens stehen wir meist am fruehen Mittag auf, Fruehstuecken fuer wenig Geld ein paar Rotis, trinken vielleicht einen Chai und lassen uns dann durch die Strassen treiben. Der Strom ist nicht einheitlich, schwimmt zwischen Autos und Bussen, stockt hin und wieder an Essens- und Teestaenden. Das Leben hier ist bunt: Bunt sind die Kleider der Frauen, bunt die Gerueche, bunt die Geraeusche. Auf dem Boden haeuft sich der Abfall und die weggeworfenen Teetassen. Die Vielfalt der Stadt ist enorm. Ich koennte mich von einem Restaurant zum naechsten treiben lassen, in den veschiedensten Geschmaeckern schwelgen. Mir begegnen Menschen aller Staende, gruessen manchmal, versuchen mir ihre Waren zu verkaufen oder fragen mich einfach wie es mir geht, aus welchem Land ich komme und verschwinden dann wieder in den Massen. Nahezu jede Religion findet sich in Kolkata wieder. Gestern besuchten wir den Tempel der hinduistischen Goettin Kali, der Schutzgoettin der Stadt, dessen Tempel als einer der heiligsten im Lande gilt. Wir liessen uns von einem Priester abzocken, uns von der Masse der betenden Glaeubigen durch die Hallen tragen, waren ueberwaeltigt von dem pulsierenden, lautem Leben, dass sich in diesem Tempel ballte und fanden uns wenige Minuten spaeter in einem der Haueser von Mutter Theresa wieder, in dem die Aermsten beim Sterben begleitet werden und trotzdem eine andaechtige Friedfertigkeit herrscht. Hier arbeiten auch hunderte Freiwillige aus der ganzen Welt, fuer einige Tage oder fuer Monate.
Heute fanden wir uns dann per Zufall vor einer Moschee wieder, ein beeindruckendes Bauwerk, in das wir uns nicht hineinwagten.

Kolkata ist schwer zu beschreiben und ich werde es ausgeruhter noch einmal versuchen.
Von den Briten erst zur Hauptstadt gemacht, dann aber zugunsten Bombays wieder fallen gelassen, findet man hier noch eine Menge Parks und alte Kolonialgebilde, die sogar indische Touristen anlocken. Seit 1977 dann unter kommunistischer Regierung bietet Kolkata als Hauptstadt Westbengalens, eine Ahnung davon wie Vielfaeltig und unmoeglich zu fassen der Rest des Kontinents ist.
Im Vergleich zu Laos bildet Kolkata auf jeden Fall einen krassen Gegensatz. Gewuehl, Hektik, Laerm, Vielfalt, Menschen, Menschen, Menschen....

Mir gefaellt diese Stadt, und sie strengt mich auch an, doch verschafft sie mir vor allem Lust auf mehr Indien. In den naechsten Tagen wollen wir uns nach Norden aufmachen. Darhjeeling ist das Ziel, die Stadt des Tees...wenn wir Glueck haben treffen wir morgen allerdings noch ein Mitglied der sozialistischen Partei.

Also, wenn meine Gedanken geordneter sind versuche ich Kolkata noch einmal zu fassen und ueber Memorial Building, Mother Teresa, Kolkata Kino, Strassenbahnen, Parks, Fussballfelder, Chai, Metros und vieles mehr zu berichten.

Ein paar Fotos (Paul)

Und nun eine kurze Foto-Zusammenfassung von dem ersten Teil der Reise. Ausfuehrlicher geht es leider nicht wirklich aufgrund von mangelnder Geduld beim Hochladen. Mehr dann in Deutschland...Unsere Schulmaedchen
Mit dem whiteboard beim Trampen
An Songhklas Strand verschnaufen
Strand und Oel, der Reichtum Malaysias
Kuala Lumpurs Twintower
Und ploetzlich fanden wir uns im Gewuehl indischer Strassen wieder...

Samstag, 24. Juli 2010

Kolkatta

Nur eine kurze Notiz:
Gestern sind wir in Kolkatta gelandet. Nach der sterilen Ruhe von Kuala Lumpur, sauberen Strassen, gewaltigen Glaspalaesten hat uns nun das Leben wieder. Ich habe das Gefuehl, von Milliarden von Menschen umgeben zu sein. Die Stadt scheint an jedem Flecken zu leben, in aller Oeffentlichkeit und ohne Schamgefuehl.
In naechster Zeit werde ich noch ausfuehrlicher berichten und bei Gelegenheit auch endlich Fotos hochladen.
Nun lasse ich mich erst einmal durch die Strassen treiben und geniesse indisches Essen und das Gefuehl der totalen Anonnymitaet.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Das Gesetz des Reisens (Thailand und Malaysia im Schnelldurchlauf)

Zwei Tage in Bangkok, zwei halbwegs wilde und durchzechte Naechte, der Genuss ueber den Chatuchack zu laufen, doch der kleine Nordmann in mir und der Druck am Freitag auf dem Kuala Lumpur Flughafen zu stehen trieben mich weiter.

Bekanntlich liegt Laos nicht am Meer - als einziges Land in Suedostasien. Meine Kindheit an den beiden deutschen Meeren verbracht, zog es mich wieder zu salzgetraenkter Luft, Meeresfruechten und dem wunderbaren Gewusel eines Hafens.
Ich liess mich also von einem Zug aus der Millionenmetropole Bangkok, in den bei Touristen so beliebten Sueden tragen. Bewusst verzichtete ich auf Pataya, Hua Hin, Pukhet, Krabi, usw.... Ich wollte in das Thailand der Thailaender und mein erster Halt war Chumpong. Nach meiner Ankunft mitten in der Nacht und der Erkenntnis, das Bahnhofsbaenke sich nicht zum Naechtigen eignen, folgte ich der Verlockung einer Mitfahrgelegenheit. Am naechsten Morgen erreichte ich Nakhon Si Tammarat, an der Ostkueste Thailands gelegen. Nach einigen Lehrstunden im Zug, war auch mein Thai so weit aufgepeppelt, dass ich nach dem Weg fragen konnte. Zum Meer wollte ich, zum Hafen, doch irritierender Weise schickten mich alle zum Busbahnhof. Nach einigen erfolglosen Versuchen zu Fuss zum Meer zu gelangen wurde mir endlich klar, dass mich mein Blick auf die Karte getruebt hatte. Diese Stadt lag einfach nicht am Thailaendischen Golf.
Ich schnappte mir also das White Board und versuchte weiter zu kommen. Richtung Sueden, in eine schoene Stadt an der See. Ziemlich erschoepft erreichte ich spaet am Abend Songhkla, ein bei vielen Thai beliebter Urlaubsort. Mein Glueck war, dass in genau dieser Stadt eine Couchsurferin wohnt, die ich bereits in der letzten Woche angeschrieben hatte. So wurde ich in der Dunkelheit abgeholt und in ein kleines Haeuschen auf dem Uni Campus gebracht. July, so der Name meiner Gastgeberin war eine Lehrerin an der oertlichen Universitaet und unglaublich freundlich!
Zusammen mit Bruno, einem Franzosen, der seit zwei Jahren auf Reisen ist und mit Bart und langen Haaren meinem Idealbild eines Landstreichers entspricht assen wir noch zu Abend, bevor ich endlich, mit viel zu wenig Stunden Schlaf im Gepaeck, ins Bett fiel. Am naechsten Morgen erwartete mich dann ein wunderbares Fruehstueck mit Reissuppe und Fettgebaeck. July liess es sich nicht nehmen mich durch ihre Stadt und vor allem an den Strand zu fahren. Welch ein Genuss war es wieder Salzwasser auf meinen Lippen zu schmecken und in der Schoenheit eines thailaendischen Strandes zu schwelgen.
Dank ihrer Freundlichkeit und den hervorragenden Faehigkeiten einer Fremdenfuehrerin, die sie bewiess, lernte ich ihre Stadt kennen.

Suedthailand sprach mich an. Eine alte Hafenstadt, die von chinesischen und arabischen Besatzer in vergangenen Jahrhunderten gepraegt ist: Enge Gassen, kleine Chinesiche Nudelshops mit roten Lampinnons behangen, viele Kopftuchtragende Frauen, Staende, an denen Tintenfisch gegrillt wird und ein grosser Hafen, in dem auch die Marine ihren Stuetzpunkt hat.
Die Menschen scheinen entspannter zu sein als im Norden. Viele doesten im Schatten vor sich hin oder fuhren langsam und gemaechlich auf alten Fahrraedern durch die Gassen. Gleichzeitig merkte man ihnen aber auch den Kontakt zum Rest der Welt an. Viele, viele konnten Englisch sprechen und waren nicht erstaunt ueber fremde Sitten anderer Laender. Ein buntes Multikulturelles Gemisch erfuellte die Strassen.

Mittags brach ich wieder auf. Zusammen mit Bruno stellte ich mich an die Strasse und erreichte ziemlich schnell die Malaysianische Grenze. Bruno hatte ziemlich Erfahrungen in Sachen Trampen, war er doch seit zwei Jahren mit ausgetrecktem Daumen und einem Tagesbudget von 100 Baht (ca 2.30 Euro) unterwegs. Ich fuer meinen Teil genoss es sehr noch einmal mit den Leuten zu sprechen, Smalltalk auf Thai zu halten.

Malaysia war nun das erste Land, dass sich gaenzlich von Laos unterschied. Ploetzlich hoerten die Leute auf zu laecheln, fuhren kleine Autos anstatt von Pick Ups und lehnten uns ab, in dem sie anstatt mit dem Kopf, ihre Haende schuettelten. (Man kann sich diese Geste aehnlich dem deutschen Haendewackeln beim Schaetzen von Zahlen vorstellen)
Ziemlich lange versuchten wir erfolglos Leute zum Anhalten zu bringen, vergeblich. Bis ich auf eine ziemlich gute Idee kam: Ich packte das gute alte WhiteBoard aus, auf das ich den Namen er naechst groesseren Stadt schrieb. Und nur wenige Minuten spaeter hielt ein chinesischstaemmiger junger Mann an, der uns mitnahm. Er kannte das Trampen nicht, hatte aber seine Stadt auf unserem Schild gelesen und so beschlossen uns mitzunehmen.

In Malaysia gibt es aufgrund einer langen Geschichte drei vorherrschende Bevoelkerungsgruppen:
Die Malaysianer, die urspruengliche Bevoelkerung. Sie sind meist Muslime und stellen auhc die Regierung.
Die Chinesen: Viele machen Geschaefte in Malaysia und sind dabei auch meist erfolgreicher als der Rest des Landes. Die dicksten Autos wurden jedenfalls von Chinesen gefahren. Und auch in ihren Tempeln herrscht der Gott des Geldes vor. Viele sind jedoch auch Buddhisten udn die besten Erfahrungen hatte ich mit Chinesen.
Die Inder: Aus Suedindien und Sri Lanka kamen viele Familien der Arbeit wegen nach Malaysia. Entweder waren sie zu mehr extrem Freundlich, oder aber total ablehnend. Eine hoefliche Freundlichkeit wie bei den Thailaendern erfuhr ich jedoch nicht.

Unter Zeitdruck konnte ich leider nicht an der Kueste entlangtrampen, sondern machte mich direkt nach Kuala Lumpur auf. Am fruehen morgen angekommen beschloss ich dann doch noch einmal ans Meer zu fahren. In der Naehe der Stadt existiert ein herovrragendes Schienennetz, alles war total sauber, die Leute waren ruhig, redeten nicht viel...ich hatte das traurige Gefuel nicht mehr in Suedostasien zu sein und vermisste Laos und Thailand mit einem Mal extrem.
In PD, Port Dickson (die Malay nutzen englischsprachige Abkuerzungen fuer ihre Staedte gesprochen: Pee Dee) schwamm ich ausgiebig im Meer, ass mit Genuss Krabben und Fisch, trank Unmengen an suessem Tee mit Milch (eine Spezialitaet und unglaublich lecker) und liess mir die Haare von einem lustigen Inder abrasieren, der einen Friseurladen am Meer hatte.



Morgen geht es nun nach KL und dann nach Kolkata (Kalkutta). Ich merke, dass man sich fuers Reisen Zeit nehmen muss, sich nicht treiben lassen darf, sonst fliegt alles an einem vorbei. Malaysia und Thailand sind auf jeden Fall Laender, die ich noch einmal besuchen muss, um sie mir genauer anzugucken. Gerade Malaysia scheint derbe facettenreich zu sein.
Ein Tip von meinem franzoesischen Mitreisenden : London - Kuala Lumpur kostet mit Air Asia nur 180 Euro, wenn man es frueh genug bucht.

Terrimakase und ein letztes Mal Tschok Dii!

Samstag, 17. Juli 2010

Hitchhiken in Thailand

Nun endlich Vientiane hinter mir gelassen. Wehmuetig war ich auf jeden Fall. Ein letztes Mal im Wurzelcafe den herrlichen Sticky Rice Pancake gegessen, ein letztes Mal die staubige Luft eingeatmet, ein letztes Mal mit meinem Moped ueber die Autobahn gebrettert.
Als ich das letzte Mal fuer lange Zeit die thailaendische Grenze ueberquerte wurde ich mir jedoch des Gefuehls eines Neubeginns bewusst.
Unsere erste Mitfahrgelegenheit war der Laderaum eines Pick-Ups. So durfte ich vor Sonnenuntergangskulisse Abschied von Laos nehmen.

Jeder der behauptet in Thailand sei Hitchhiken unmoeglich war einfach nur nicht hartnaeckig genug. Natuerlich verstehen viele Thais nicht, wieso man nicht einfach den eigentlich so billigen und mit AirCondition ausgestatteten Bus nimmt. Die meisten versuchen einen zur Busstation zu bringen, ja einem sogar das Busticket zu bezahlen. Aber wenn man sich lange genug wehrt trifft man trotzdem viele interessante Leute, die sich freuen, Auslaender mitzunehmen und Dank unserer Laotischkenntnisse sind auch Konversationen praktisch ueberhaupt kein Problem.
Unsere erste Mitfahrgelegnheit schien ein strenger Buddhist zu sein. Mit einigen Schiksalschlaegen in der vergangenen Zeit getroffen, versuchte er an uns alles zu tun um wieder ein gutes Kharma fuer das naechste Leben zu sammeln:
Er lud uns zum Essen ein und ueberfluetete uns mit Leidensgeschichten, wunderbarem Thai Essen und Unmengen an Bier. Nur durch Glueck konnten wir am naechsten Tag verhindern, dass er uns auch die Busfahr bis nach Bangkok spendierte.
(Der Buddhismus lehrt, dass alles Leiden, das man in seinem jetzigen Leben erlebt, durch schlechte Taten im vorherhigen herruehren. Um also im naechsten Leben nicht wieder so viel Pech zu haben, ist es das Beste Gutes zu tun.)
Nongkai, Udonthani, Kon Kaeng waren unsere ersten Stationen. Der ultimative Kauf eines White Boards, auf das wir nun einfach auf Thai unsere Zielstation schreiben konnten, erleichterte uns das Reisen danach enorm. Mit dem Untertitel: Vao pasa lao dai! (wir koennen laotisch sprechen) waren einige Leute bereit uns mitzunehmen oder aber fingen einfach einen Plausch an. Der Smalltalk ist fuer mich eine der tollsten Sachen an Suedostasien und ich hatte meinen Spass mit allen! zu reden.
Dank einer Gruppe von Schulmaedchen, die fuer uns den Daumen an der Strasse rausstreckten konnten wir schliesslich auch einen Truck stoppen der uns bis nach Bangkok fuhr.
Wir verliessen die gewaltige Isan-Gegend, das Armenhaus Thailands, in dem laut Aussagen der Buerger mindestens 70 %, aber auf jeden Fall am meisten im ganzen Land, gute Menschen leben und machten uns auf in das reichte Thailand. Wo man keinen Reis in den Boden, sondern Geldscheine in die Bank pflanzt.
Es war spaet in der Nacht als wir im N6 (dem guten alten Couchsurfinghaus, in dem ich schon bei meinem ersten Besuch in Bangkok uebernachtete) ankamen, doch die Stadt die niemals schlaeft hatte weiterhin geoeffnet. Konsum wird hier gross geschrieben und so konnten wir ganz bequem des Mitternachtens bei Tesco einkaufen.

Soviel bis jetzt.
Naechses Ziel ist Puckhet und der Sueden von Thailand.
Morgen heisst es auch Abschied von Bangkok zu nehmen aber vorher werde ich noch einmal intensiv den Duft von Abgasen, feuchter Luft und gegrilltem Tintenfisch in meine Lunge ziehen. Bangkok ist eine faszinierende Stadt.

Freitag, 9. Juli 2010

Reisegründe

Ein Jahr Laos, ein Jahr Südostasien, ein Jahr das andere Ende der Welt. Vor knapp einem Jahr stieg ich in Frankfurt in einen Flieger und erreichte 13 Stunden später Vientiane. Einmal um die halbe Welt in 13 Stunden. Zwei Monate später fuhr ich 13 Stunden lang hinaus in die Provinz des kleinen Landes, durchquerte Urwälder und Dörfer. 300 Kilometer in 13 Stunden. Im Flieger sah ich nur strahlendes blau und einen Fernsehschirm, im Bus sah ich Leben, Leiden und die Welt.
Nun also wieder auf dem gleichen Weg nach Hause fahren?, den "Inselstatus" dieses Landes erhalten? Das Land losgelöst vom Weltgefüge erfahren und dann wieder im kalten Deutschland landen?
Nein, Dinge müssen gesehen werden - und weil ich festgestellt habe wie unvorstellbar riesig und vielfältig dieser Planet ist, entschied ich mich für eine weitere Reise. Eine Reise nach Hause.


Während meines Jahrs in Laos habe ich viele Touristen getroffen: Hinter blinkenden Fotoapparaten geifernde, nach dem tollen Bild suchende Luang Prabang Besucher, betrunkene Vang Vieng Touristen, durch die wilden Dschungel Laos stapfende Abenteurer. Jeder hatte eine andere Vorstellung von dieser Reise. Manche waren offen, bereit auf Menschen zuzugehen, mit ihnen zu trinken, mit ihnen zu reden. Manche versuchten Dinge zu verstehen, mehr über das Land zu lernen, Hintergründe zu erfahren. Manche versteckten sich in schicken Hotelzimmern und ärgerten sich über handybesitzende Mönche.
Wenn ich an meine Reise denke, muss ich mir im Klaren darüber sein, was ich eigentlich erwarte, warum ich reise.
Nun zum Einen ist da der Heimweg. Das Reisen über den Landweg. Das Ankommen.
Dann ist da noch das Erfahren, die Horizonterweiterung, das Kennenlernen von Menschen, Kulturen und Weltansichten.
Und letztendlich und alles zusammengenommen ist da noch die Suche nach mehr Erkenntnis und die Hoffnung all das einmal anzuwenden um Dinge zu ändern.
Ich möchte also nicht unbedingt schöne Dinge sehen, brauche nicht dringend den schönen Blick ins Tal, das Taj Mahal oder die Moschee in Isfahan - vielmehr möchte ich mit Menschen sprechen, Kultur erfahren und zum Schluss einen Tee trinken.
Ich möchte der Welt mit Respekt begegnen. Meine Kamera habe ich trotzdem dabei.

Wenn ihr mir folgt ist auch für euch etwas drin, da bin ich mir sicher.
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