Oh Tuerkei! (Luisa)

Ich bekam meinen Passport wieder, verabschiedete mich von meinen neuen iranischen Freunden und machte mich auf in die Wuestenstadt Yazd. Auf dem Hinweg, im Nachtbus, ludt mich eine hinreissend nette Familie wieder zu sich nach Hause ein - wieder ohne Englischkenntnisse. Es gibt eben doch andere Wege der Verstaendigung zwischen Menschen. Nach einem Nickerchen in ihrem Haus, viel Zeichensprache, viel Fruehstueck und viel Mittagessen liessen sie mich, mit dem Versprechen zurueckzukommen, gehen, und es gab ein Wiedersehen mit Paul und Jakob auf einem Monument ueber den Daechern von Yazd.


Dreisamkeit in der Tuerkei

(Wiedervereinte Dreisamkeit... Foto ist aus der Tuerkei)

Pauls Visumszeit rannte davon und er musste sich aus dem Staub machen, also fuhren Jakob und ich nach Shiraz, wo einst das sagenhafte Persepolis lag... In sengender Hitze besichtigten wir die Ueberbleibsel der Hauptstadt des gigantischen Perserreichs, die Alexander der Grosse 330 v. Chr. mirnichtsdirnichts zerstoerte, staunten eine Runde die Ruinen entlang und hatten gehoerigen Durst.


Persepolis

(Wir, schwitzend in Persepolis... der links ist ein Couchsurfer)


Nochmal Persepolis

(Ich trage den doofen Mantel nicht etwa weil mir kalt war!)


Auch mein Visum war zu kurz bemessen fuer weitere Iran-Eskapaden, und so verbrachten Jakob und ich bei Fladenbrot und Kaese noch einen letzten gepflegten Tag in Tehrans Cafes und Parks, wo sich alternatives Volk und extravagante Kuenstler tummeln. Traurig war es, den Iran zu verlassen, denn 10 Tage waren nur wie ein Augenblinzeln in diesem faszinierenden Fleck Erde.

Aber die Tuerkei wartete voller Abenteuer... und auch Paul wartete... ihn trafen wir am strahlend blauen Van-See wieder. Wir wollten nach Mardin. Also wurde Ruckzuck der Daumen wieder rausgestreckt .


Unser grandioses Whiteboard

(Jakobs Experimente mit unserem Whiteboard)


Die Reise ging, on the road again, durch Ostanatolien, vorbei an atemberaubenden Bergen und zerkluefteten Landschaften... an Moscheen und Arbeitern und Feldern... vorbei an kleinen Doerfern und Teestuben, und an den Gesichtern der fladenbrotkauenden alten Maenner darin, die sich verschlucken, wenn sie uns hinterhersehen. Auf der Ladeflaeche eines Pickups atmen wir den warmen Fahrtwind und sehen den Mond ueber den rauen Bergen aufgehen, bis wir irgendwo landen wo es Nacht ist, kuehl ist und alle uns 'No Autostop! No Mardin' verklickern wollen.


Tramperharmonie

(Des Nachts sind alle Anhalter grau!)


Es scheint tatsaechlich keine Seele mehr um diese Zeit zu unserem Wunschziel zu fahren und die Situation wird langsam verzwickt. Uns einen bezahlten Schlafplatz in der Tuerkei zu leisten geht uns gegen den Stolz und ist kein Pappenstiel, und in Mardin haben wir einen Couchsurfer am Start.

Auf einmal haelt ein Wagen mit lauter Technomusik und wir vernehmen 'Ok! Mardin! Let's go, ok!'... es ist einer der 'No Autostop'-Fraktion, der zwei Kumpels eingepackt hat, um eine zweistuendige Spritztour nach Mardin und zurueck zu machen und uns kostenlos durch die Gegen zu kutschieren. Auf dem Weg fuettern sie uns noch mit Fanta und Schokolade und bringen uns lustige tuerkische 'Kampfschreie' bei (Gurdumalla gellimanna kardeeeesh...).


buntes Mardin

(Die Daecher von Mardin)

Mardin ist eine bildschoene Stadt auf einem Huegel, der im Abendrot golden schimmert. Dort wandern wir abends zu einem uralten aramaeischen christlichen Kloster (in das man uns ausnahmsweise Einlass gewaehrt obwohl es breits Nacht ist) und besuchen die aufgeregt quietschenden und endlos fragenstellenden Englischschueler unseres Couchsurfers Ibrahim, dem Grundschullehrer.


vergraben hınter eıner tuerkıschen Englıschklasse

(Wir - vergraben hinter einer tuerkischen Schulklasse)


Nach Mardin schaffen wir es ruckzuck in das weitentfernte Kappadokien - in einem Tag und einer Nacht, in der uns die furchtbar netten Truckfahrer, die uns mitnehmen, auf dem Parkplatz im kuschligen Truck-Bett schlafen lassen.
Angekommen in einer Stadt namens Goereme wandern wir dann durch die surrealste Landschaft, die wir je gesehen haben... Sogenannte 'Feenkamine', einst durch einen Vulkunanausbruch entstandene kegelfoermige Felsen, ragen unwirklich wie Raumschiffe in den Himmel, leuchten sandfarben im Abendrot und sehen aus wie gigantische ausserirdische Sahnehaeubchen.


Canyons der Tuerkei

(Canyon in Kappadokien)


Jakobs Fund

(Diese huebsche Landschildkroete fand Jakob auf unserer Wanderung... wir wollten sie bunt anmalen und als Reisemaskottchen mitnehmen doch wir bekamen Mitleid mit ihrer Lebensgefaehrtin)


Felsformationen in Goereme

('Feenkamin' im magischen Goereme)


In die seltsamen Formationen sind Treppen, Hoehlen und ganze Wohnungen mit Esstisch und Kochnische aus Stein gemeisselt - einst haben sich fruehe Christen hier vor mordenden Eindringlingen verschanzt. In hunderte Felsen haben sie Kapellen und Kirchen hineingearbeitet, in denen noch heute langsam vergilbende Heilige von orthodoxen Deckenfresken augenlos auf die Touristenscharen hinunterblicken.


Guesthouse in Goereme

(Ausblick vom Dach unseres Guesthouses... es gab auch Zimmer in den verrueckten Felsen)

die surreale Landschaft Kappadokiens


Auch Pauls Bruder Arne hatten wir mittlerweile im Schlepptau und waren damit quasi schon eine kleine Reisegruppe :)

Einen - untouristischen - Feenkamin mitsamt steinern gemeisseltem 'Mobiliar' fanden wir quasi ganz fuer uns alleine, denn wir hievten uns voller Elan die Steinwand hoch, die wohl normalerweise Eindringlinge abhalten sollte. Unser Plan, an diesem besonderen Fleck zu schlafen wurde schnell wieder verworfen, als wir uns die naechtliche klirrende Kaelte in Erinnerung riefen, die uns davor sogar bis ins warme Dormitory-Bett verfolgt hatte.


Jakob und der Aufstieg zum Feenkamin

(Kaminklettern fuer Anfaenger)


Einen faden Tag im fuerchterlich touristischen Antalya und eine Nacht am Russenstrand spaeter (wir waren beim trampen stecken geblieben) fanden wir uns gottseidank an einem sehr viel waermeren Ort wieder: Kaş an der Suedwestkueste, wo wir - gelobt sei Couchsurfing! - ganz fuer lau auf einem fabelhaften Campingplatz pennen konnten. Fuer uns definitiv das gelobte Land... wir blieben viel laenger als geplant.

Nach der Reise kommt das Vergnuegen

(Was soll man sagen... Wir konnten nicht wiederstehen)

Warme Naechte in Kaş (sprich: Kasch)

(Warme Naechte in Kaş)

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