Laos-Alltag

Donnerstag, 8. Juli 2010

Fußball in Laos

Gestern wurde der Traum von einem erneuten Weltmeistertitel endgültig ausgeträumt. Gegen beinahe überragende Spanier gelang es der deutschen Mannschaft nicht ein vernünftiges Fußballspiel auf die Beine zu stellen.
In Laos war es wieder einmal halb zwei, morgens und die Müdigkeit kroch mir unaufhaltsam in die Augen. Pepsi und Bier als einzige Möglichkeiten mich wachzuhalten taten nur bedingt ihren Dienst. Das Spiel sollte es richten. Tat es auch...in Maßen.
Die erste Halbzeit im französischen Zentrum geguckt. Viele, viele Deutsche und eine dem Spiel entsprechende Stimmung. Wie kann man auch jubeln, wenn der Ball immer nur beim Gegner ist.
Um nicht einzuschlafen beschlossen wir unseren Platz zu wechseln und fuhren zu einem der wenigen Public-Viewing Plätze. Hunderte Laoten saßen da an Tischen vor einer geradezu gewaltigen Leinwand. Jeder Zuschauer hatte sich einem Team zugeordnet und dies mit ins Gesicht geklebten Fähnchen und Trikots kenntlich gemacht. Die Luft roch nach Bier und gebratenem Fleisch und die Stimmung war geradezu ausgelassen.
Das schöne an einem Zuschauergruppe, die nicht homogen hinter einer Manschaft steht ist, dass bei jeder Situation gejubelt wird. Es geht dann nicht mehr darum die bösen Spanier zu beschimpfen und das eigene Team zu hypen. Das exestenzielle am Fußballgucken kommt vielmehr zum Vorschein: Die Freude am Spiel. Und so wurde jede Aktion bejubelt, bei jedem Torschuss erwartungsvoll gestöhnt, bei jeder Freistoßentschentscheidung andächtig geraunt.
So macht Fußballgucken Spaß. Als einer der wenigen hatte ich an diesem Abend keine Fahne im Gesicht kleben :)

Mittwoch, 7. Juli 2010

Warum-Fragen

Heute morgen erlebte ich wieder einmal die Problematiken einer zum nicht-Nachdenken erzogenen Bevölkerung.
In einem Land wie Laos, in dem offiziell der Sozialismus die Staatsform ist, gibt es einen großen Drang danach, Bürger zum Nicht-Denken zu animieren. Was in Deutschland die Wirtschaft übernimmt, RTL, RTL II, Pro7, BILD, dass macht hier der Staat.
Ich fuhr also, wie jeden Morgen seit einem guten Jahr, zur Uni. Mein Moped blitzte geputzt in der Sonne. Mein buntes Hemd, das mich als Lehrer kennzeichnete, war noch frisch und roch nach thailändischem Waschmittel.
Um in die Universität zu gelangen, muss man ein großes Tor passieren an dem ein, meist schlafender, Wachmann sitzt, der die..ähm...Uni bewacht. Seit einem Jahr passiere ich diesen Eingang jeden Morgen. Ich fahre hindurch. An diesem Morgen jedoch ertönte auf einmal eine schrille Pfeiffe in meinem Rücken. Ich blieb stehen, irritiert, und sah ein kleines Männchen auf mich zurennen. Der Wachmann, eigentlich ein freundlicher Bursche, der mir schon einmal bei einem Mopedproblem geholfen hatte. An diesem Morgen war er jedoch nicht besonders gut aufgelegt. In unglaublich schnellem Laotisch erklärte er mir, dass ich abzusteigen habe, wenn ich das Tor passiere. Ich war total perplex, kennt er mich doch, sieht mich seit einem Jahr hier durchfahren und muss langsam gemerkt haben, dass ich keine Gefahr für die Uni darstelle. Ein wenig irritiert fragte ich ihn also die spezielle "Warum"-Frage. Warum soll ich absteigen wenn ich das Tor passiere? Du kennst mich doch!
Nun war er an der Reihe perplex zu gucken. Warum? wiederholte er verwundert. Es sei die Regel, erklärte er mir nun ein wenig freundlicher, fast nachsichtig.
Nun gut, ich dachte mir, in meiner letzten Woche könne ich doch noch einmal eine Diskussion anfangen, nun gut...aber warum muss ich absteigen. Ich fahre seit einem Jahr jeden Morgen hier lang, bin Lehrer, der Deutsch unterrichtet und du kennst mich!
Der kleine Mann hörte mir zu, schwieg einige Sekunden weise, um dann noch einmal mit aller ihm zur Verfügung stehenden Nachdrücklichkeit zu flüstern: Es ist die Regel. Aber weil ich sicher zum Unterricht müsse, dürfe ich heute weiter fahren, ohne noch einmal durchs Tor zu schieben.
Mein Lachen konnte ich mir nicht verkneifen, doch weder das, noch mein Kopfschütteln fasste er negativ auf. Stattdessen lachte er mit und deutete freundlich zum Universitätsgebäude.

Tja, schon öfter war mir aufgefallen, dass man mit der Frage: Warum? nicht besonders weitkommt, in einem Land, dass nahezu alles zensiert, Frontalunterricht aufs gröbste fördert und bis vor wenigen Jahren die offizielle Meinung vertrat, das laotische Volk bräuchte keine Masterstudiengänge, Bachelor würde genügen.
Einen so skurilen Moment wie heute hatte ich jedoch noch nicht erlebt.
Warum-Fragen sollte man aber auf jeden Fall fördern.

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