Sonntag, 24. Oktober 2010

Plötzlich Deutschland. (Paul)

Was soll man denken, wenn man plötzlich beheizte Toiletten mit eigens ausgeschilderter Helmablage hat, was soll man denken, wenn die Bedienung nicht mehr flexibel ist beim Frühstück machen und sich strikt weigert ein Rührei ohne Salatbeilage zu machen ("Nein, das Frühstückset ist fest vorgeschrieben!"), was soll man denken, wenn die Leute einen komisch angucken, nur weil man ein freundliches Lächeln im Gesicht hat, was soll man denken, wenn plötzlich jeder Auto fährt und alle Menschen beim abbiegen blinken, auch wenn niemand sonst auf der Straße ist?

Nun, bei mir kamen Heimatgefühle auf. Sicherlich, ein wenig genervt war ich auch, ein wenig geschockt von der Kälte in Luft und Herzen, aber auch Belustigung und das Gefühl im Bauch, wieder zu Hause zu sein, all die Menschen wieder zu treffen, die ich seit über einem Jahr nicht gesehen hatte.

Nachdem Jakob, Luisa und ich regnerische Tage in Istanbul verbracht hatten, seit langem wieder in einem Club mit guter Musik feiern waren, uns zwischen Fischbrötchen und Riesenbasaren hin und her bewegt hatten, machten wir uns auf den Weg, auch den Rest unserer Reise über Land anzugehen.


Mmmh... lecker Maden-Büffet.
(Mmmhh, lecker Madenbüffet... ein Essensladen auf dem Weg out of Istanbul)


Wir trampten wieder einmal viel zu spät nach einem guten Frühstück los (Nun aber endgültig: Wir sind Frühstücksmenschen!), verließen Istanbul am späten Nachmittag, wären fast an der unbeschreiblichen Größe dieser Stadt gescheitert und erreichten nachts die bulgarische Grenze. Dort beschlossen wir all jene abzufangen, die von der Türkei nach Deutschland fahren wollten: Deutsche Urlauber, deutsche Familienbesucher, türkische Arbeiter, deutsch-Türken, türkisch-Deutsche; alle, die diese jahrhunderte alte Länderverbindung zwischen Deutschland und der Türkei hervorgerufen hatte. (Schon im Kaiserreich, zu Beginn des letzten Jahrhunderts, hatte es rege Beziehung zwischen den beiden Ländern gegeben - nicht erst mit Helmut Kohl)
Wir warteten und warteten und versuchten so gut es ging mit der eisigen europäischen Kälte zurecht zu kommen.


grenze
(Sonnenaufgang an der türkisch-bulgarischen grenze nach einer durchfrorenen Nacht)

Anybody going to Sofia??
(Fährt hier irgendjemand nach Sofia?)


Autos über Autos fuhren an uns vorbei. Die in Deutschland lebenden Türken entschuldigten sich mit großen Gesten dafür uns nicht mitnehmen zu können, die Deutschen mit türkischem Hintergrund sprachen zwar mit uns, fanden aber auch Gründe, warum sie keine Anhalter mitnehmen könnten und die Deutschen guckten uns nicht einmal an.
Schließlich aber war uns Fortuna hold und wir trafen einen in Deutschland beim Italiener arbeitenden türkischen Pizzabäcker, der trotz seiner kurzen Zeit in Deutschland, die Sprache hervorragend beherrschte und spießiger als jeder Deutsche auftrat (Er fuhr einen während der Fahrt mehrmals geputzten VW -Golf und erzählte immer wieder wie gut ihm die Sicherheit und Sauberkeit in Deutschland gefallen würde).

Innerhalb von 20 Stunden, am Lenkrad abwechselnd, durchquerten wir den Balkan. Bulgarien, Serbien, Kroatien, Slovenien, Österreich um schließlich und letztendlich morgens zum Sonnenaufgang bei Passau über die Grenze zu fahren.
Hatte ich im Ausland immer das Gefühl, dass der Rest der Welt mit unglaublichen Naturschönheiten aufwarten kann, Deutschland aber in grau und Eintönigkeit versinkt, wurde ich hier eines besseren belehrt. Kleine weiß getünchte Dörfer mit Kirchturm in grünen Wiesen versinkend, strahlend bunte Laubbäume und eine klare, kalte Herbstluft verzauberten mich.

zurück in deutschland
(Eine Tankstellen-Toilette die so sauber ist, dass sie zum Zähneputzen einlädt... unfassbar! Für uns in diesem Moment der Inbegriff von europäischem Luxus.)

Wir stiegen in Chemnitz aus, bedankten uns, aßen ein Frühstück an der Tankstelle und machten uns dann per Anhalter in Richtung Düsseldorf/Haan auf. Der verrückte Höhepunkt und auch Abschlusspunkt unserer Reise waren drei Iraner, die gerade aus Munster!!! kamen und uns direkt an die Autobahnausfahrt brachten. Wer sich da wohl einen Spaß erlaubte. Der Gedanke Teil eines großen Plans zu sein, lag mir nicht fern.


Nun,was sollte ich denken, endlich, schlussendlich erfreut aber auch verdammt wehmütig wieder in Deutschland zu sein?
Eigentlich dachte ich nicht an Deutschland, vielmehr musste ich immer wieder zurück denken, an dass was die letzten drei Monate für mich bereit gehalten hatten, und auch was das letzte Jahr mir gezeigt hatte.

Die Welt, liebe Freunde und Leser, ist ein guter Ort, ein ziemlich guter - der einen großen Haufen Scheiße bereit hält und beides zu einer unwiderstehlichen Mischung vermengt. Wir haben unglaublich viele Menschen getroffen, die uns einfach, ohne auf den eigenen Vorteil zu schauen, geholfen haben. Wir haben mit Leuten gesprochen, die sich schier übermächtig über den Ideenaustausch mit uns gefreut haben. Wir wurden oft aufgenommen, versorgt, transportiert.
Ich erinnere mich an den verlassenen Mann in Thailand, der uns zu Bier und Essen eingeladen hat,
ich erinnere mich an den Inder in Malaysia, der mir die Haare ab rasierte um mich dann von seinem Bruder zum nächsten Internetcafe fahren zu lassen,
ich erinnere mich an die tibetischen Mönche in Darjeeling, die uns in Kälte und Nässe einen warmen Schlafplatz ermöglichten,
ich erinnere mich an den Motorradfahrer in Delhi, der den Straßenverkehr blockierte um uns in den richtigen Bus zu schicken,
ich erinnere mich an all die netten Couchsurfer, an Mr. Singh, zum Beispiel, der sein Hotel zur Verfügung stellt um die Welt zu vereinen, an Yasir, seine Familie, an Tariq, die uns mit einer Gastfreundschaft überschütteten, die mich noch immer überwältigt, an die Menschen im Iran, die mich zum Essen und Schlafen einluden, die mich gegen meinen Willen an die richtigen Orte brachten und mir halfen, an Can und seinen tollen Campingplatz auf dem wir umsonst wohnten, an Luisas Freunde, die uns ihre Wohnung in Istanbuld zur Verfügung stellten...

schließlich erinnere ich mich an all die Menschen in Deutschland die sich für uns interessierten und uns unterstützten und ich kann nur sagen,
die Welt, mein Freund, ist ein guter Ort und nichts wird ihr weniger gerecht als Angst vor ihr zu haben. Denn Angst ist das, was uns auseinander bringt, die Angst vor Amerika, die den Mullahs im Iran die Macht gibt, die Angst vor der westlichen Welt, die die Taliban in Pakistan unterstützt, die Angst vor dem Islam, die all den Sarrazins und Wilders in die Hände spielt, die Angst vor Pakistan, die die Fundamentalisten in Indien Soldaten ausbilden lässt.

Die Welt mein Freund, ist ein guter Ort und es liegt an uns etwas daraus zu machen.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Oh Tuerkei! (Luisa)

Ich bekam meinen Passport wieder, verabschiedete mich von meinen neuen iranischen Freunden und machte mich auf in die Wuestenstadt Yazd. Auf dem Hinweg, im Nachtbus, ludt mich eine hinreissend nette Familie wieder zu sich nach Hause ein - wieder ohne Englischkenntnisse. Es gibt eben doch andere Wege der Verstaendigung zwischen Menschen. Nach einem Nickerchen in ihrem Haus, viel Zeichensprache, viel Fruehstueck und viel Mittagessen liessen sie mich, mit dem Versprechen zurueckzukommen, gehen, und es gab ein Wiedersehen mit Paul und Jakob auf einem Monument ueber den Daechern von Yazd.


Dreisamkeit in der Tuerkei

(Wiedervereinte Dreisamkeit... Foto ist aus der Tuerkei)

Pauls Visumszeit rannte davon und er musste sich aus dem Staub machen, also fuhren Jakob und ich nach Shiraz, wo einst das sagenhafte Persepolis lag... In sengender Hitze besichtigten wir die Ueberbleibsel der Hauptstadt des gigantischen Perserreichs, die Alexander der Grosse 330 v. Chr. mirnichtsdirnichts zerstoerte, staunten eine Runde die Ruinen entlang und hatten gehoerigen Durst.


Persepolis

(Wir, schwitzend in Persepolis... der links ist ein Couchsurfer)


Nochmal Persepolis

(Ich trage den doofen Mantel nicht etwa weil mir kalt war!)


Auch mein Visum war zu kurz bemessen fuer weitere Iran-Eskapaden, und so verbrachten Jakob und ich bei Fladenbrot und Kaese noch einen letzten gepflegten Tag in Tehrans Cafes und Parks, wo sich alternatives Volk und extravagante Kuenstler tummeln. Traurig war es, den Iran zu verlassen, denn 10 Tage waren nur wie ein Augenblinzeln in diesem faszinierenden Fleck Erde.

Aber die Tuerkei wartete voller Abenteuer... und auch Paul wartete... ihn trafen wir am strahlend blauen Van-See wieder. Wir wollten nach Mardin. Also wurde Ruckzuck der Daumen wieder rausgestreckt .


Unser grandioses Whiteboard

(Jakobs Experimente mit unserem Whiteboard)


Die Reise ging, on the road again, durch Ostanatolien, vorbei an atemberaubenden Bergen und zerkluefteten Landschaften... an Moscheen und Arbeitern und Feldern... vorbei an kleinen Doerfern und Teestuben, und an den Gesichtern der fladenbrotkauenden alten Maenner darin, die sich verschlucken, wenn sie uns hinterhersehen. Auf der Ladeflaeche eines Pickups atmen wir den warmen Fahrtwind und sehen den Mond ueber den rauen Bergen aufgehen, bis wir irgendwo landen wo es Nacht ist, kuehl ist und alle uns 'No Autostop! No Mardin' verklickern wollen.


Tramperharmonie

(Des Nachts sind alle Anhalter grau!)


Es scheint tatsaechlich keine Seele mehr um diese Zeit zu unserem Wunschziel zu fahren und die Situation wird langsam verzwickt. Uns einen bezahlten Schlafplatz in der Tuerkei zu leisten geht uns gegen den Stolz und ist kein Pappenstiel, und in Mardin haben wir einen Couchsurfer am Start.

Auf einmal haelt ein Wagen mit lauter Technomusik und wir vernehmen 'Ok! Mardin! Let's go, ok!'... es ist einer der 'No Autostop'-Fraktion, der zwei Kumpels eingepackt hat, um eine zweistuendige Spritztour nach Mardin und zurueck zu machen und uns kostenlos durch die Gegen zu kutschieren. Auf dem Weg fuettern sie uns noch mit Fanta und Schokolade und bringen uns lustige tuerkische 'Kampfschreie' bei (Gurdumalla gellimanna kardeeeesh...).


buntes Mardin

(Die Daecher von Mardin)

Mardin ist eine bildschoene Stadt auf einem Huegel, der im Abendrot golden schimmert. Dort wandern wir abends zu einem uralten aramaeischen christlichen Kloster (in das man uns ausnahmsweise Einlass gewaehrt obwohl es breits Nacht ist) und besuchen die aufgeregt quietschenden und endlos fragenstellenden Englischschueler unseres Couchsurfers Ibrahim, dem Grundschullehrer.


vergraben hınter eıner tuerkıschen Englıschklasse

(Wir - vergraben hinter einer tuerkischen Schulklasse)


Nach Mardin schaffen wir es ruckzuck in das weitentfernte Kappadokien - in einem Tag und einer Nacht, in der uns die furchtbar netten Truckfahrer, die uns mitnehmen, auf dem Parkplatz im kuschligen Truck-Bett schlafen lassen.
Angekommen in einer Stadt namens Goereme wandern wir dann durch die surrealste Landschaft, die wir je gesehen haben... Sogenannte 'Feenkamine', einst durch einen Vulkunanausbruch entstandene kegelfoermige Felsen, ragen unwirklich wie Raumschiffe in den Himmel, leuchten sandfarben im Abendrot und sehen aus wie gigantische ausserirdische Sahnehaeubchen.


Canyons der Tuerkei

(Canyon in Kappadokien)


Jakobs Fund

(Diese huebsche Landschildkroete fand Jakob auf unserer Wanderung... wir wollten sie bunt anmalen und als Reisemaskottchen mitnehmen doch wir bekamen Mitleid mit ihrer Lebensgefaehrtin)


Felsformationen in Goereme

('Feenkamin' im magischen Goereme)


In die seltsamen Formationen sind Treppen, Hoehlen und ganze Wohnungen mit Esstisch und Kochnische aus Stein gemeisselt - einst haben sich fruehe Christen hier vor mordenden Eindringlingen verschanzt. In hunderte Felsen haben sie Kapellen und Kirchen hineingearbeitet, in denen noch heute langsam vergilbende Heilige von orthodoxen Deckenfresken augenlos auf die Touristenscharen hinunterblicken.


Guesthouse in Goereme

(Ausblick vom Dach unseres Guesthouses... es gab auch Zimmer in den verrueckten Felsen)

die surreale Landschaft Kappadokiens


Auch Pauls Bruder Arne hatten wir mittlerweile im Schlepptau und waren damit quasi schon eine kleine Reisegruppe :)

Einen - untouristischen - Feenkamin mitsamt steinern gemeisseltem 'Mobiliar' fanden wir quasi ganz fuer uns alleine, denn wir hievten uns voller Elan die Steinwand hoch, die wohl normalerweise Eindringlinge abhalten sollte. Unser Plan, an diesem besonderen Fleck zu schlafen wurde schnell wieder verworfen, als wir uns die naechtliche klirrende Kaelte in Erinnerung riefen, die uns davor sogar bis ins warme Dormitory-Bett verfolgt hatte.


Jakob und der Aufstieg zum Feenkamin

(Kaminklettern fuer Anfaenger)


Einen faden Tag im fuerchterlich touristischen Antalya und eine Nacht am Russenstrand spaeter (wir waren beim trampen stecken geblieben) fanden wir uns gottseidank an einem sehr viel waermeren Ort wieder: Kaş an der Suedwestkueste, wo wir - gelobt sei Couchsurfing! - ganz fuer lau auf einem fabelhaften Campingplatz pennen konnten. Fuer uns definitiv das gelobte Land... wir blieben viel laenger als geplant.

Nach der Reise kommt das Vergnuegen

(Was soll man sagen... Wir konnten nicht wiederstehen)

Warme Naechte in Kaş (sprich: Kasch)

(Warme Naechte in Kaş)

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Was nach Pakistan geschah (Luisa)

Seit jener Nacht, in der ich mich mit einem ungueltigen Flugticket in der Hand fiebernd und mit Magenproblemen alleine an einem pakistanischen Flughafen wiederfand, ist einiges passiert.
Meine Gastgeberfamilie fuhr mich nach Hause und schaffte es meisterhaft, mich mit selbstgebrauten Huehnerbruehen (wahnsinn, dass ich das getrunken habe), unermuedlichem Zuspruch und vielen bunten Pillen vom Doktor gesundzupflegen.

Lahore

(Kaum gesund, wurde auch wieder die Stadt erkundet. Lahore mit seinen Mogulbauten.... eine Stadt mit bewegter Geschichte. Das Bild ist verschwommen, weil meine Kamera zuvor im Regen auf dem Ruecksitz von Yasirs Moped mit mir durch die unfassbar ueberfuellten Strassen brausen musste)

Das aenderte nichts daran, dass ich von Flut und verfluchten Flugtickets 'eingeschlossen' in Pakistan rumhing und mein Visum sich drohend dem Ende zuneigte. Zwei Versuche, einen neuen Flug zu buchen, schlugen fehl - beim ersten, der Absturzlinie Blueair, erfuhr man nach der Buchung im Kleingedruckten, dass der Kreditkarteninhaber persoenlich am Flughafen sein muesse... nun, Pauls Vater konnte leider wirklich nicht zum Flughafen von Lahore kommen. Also mit Muehe und Not gecancelt und einen Flug von Kuwait nach Mashad, Iran gebucht... dumm nur, dass Jazeera Airways den Verbindungsflug Lahore-Kuwait nicht buchte, weil sie von Pakistan keine Kreditkartenzahlungen im Internet annehmen.

Ich war also im stolzen Besitz eines Fluges von Kuwait in den Iran, aber wie sollte ich DA hin kommen? Im Reisebuero haette man den Hinflug buchen koennen - diese hatten allerdings im ganzen Land die Laeden dicht, weil das hoechste aller Feste anstand - Eid, das Ende des Ramadans. Nach einer endlosen Reisebuero-Such-Odyssee und einem schoenen Abschieds-Fastenbrechen-Abendessen mit meinen Wohltaetern Yasir und Tariq (die mich unermuedlich durch die Gegend kutschierten und alles taten, um mir zu helfen) fand ich mich erneut nachts an Lahores Flughafen wieder. Und zwar drei Stunden vor Abflug ein ueberteuertes Ticket nach Kuwait erstehend, direkt am Schalter... wie im Film.


Abschiedsessen mit Tariq und Yasir

(Abschiedsessen mit Yasir und Tariq)

Kurz vor Ende meines Pakistanvisums, am Vorabend des Zuckerfestes, schaffte ich es also doch noch aus dem Land und beendete damit die seltsame Pechstraene, die die letzten Tage so seltsam beherrscht hatte.

Aber jetzt fing alles doppelt bluehend neu an. Nach einem siebenstuendigen Nickerchen am Kuwaiter Flughafen und lustigen Gespraechen mit mich neugierig aus rabenhaften Burkas beaeugenden Oelscheich-Ehefrauen betrete ich des Abends die Pforten Persiens in Form des Flughafenausgangs der Pilgerstadt Mashad. Und das Land der Zauberlampen und fliegenden Teppiche ueberschuettet mich auch sogleich mit seinen Wundern.
Eine Flughafenangestellte schenkt mir zwei Bustickets in die Stadt. 'Zwei sind besser als eins', sagte sie. Wildfremde Menschen fragen freundlich, ob sie mir helfen koennen, nur weil ich auf der Strasse stehe, fremd aussehe und fragend gucke.

Und auf der Suche nach einer guenstigen Herberge treffe ich dann schon wieder auf einen Engel: Masoud, ein witziger Typ mit der Faehigkeit, mir mit Zeichensprache und drei Signalwoertern Englisch alles mitzuteilen, kann mich nicht in seinem ueberfuellten Hotel aufnehmen. Uebergluecklich quartiert er mich deswegen im perserteppich-beflauschten Haus seiner Familie ein. Von da an werde mit iranischen Koestlichkeiten vollgestopft und zu herrlichen Familientreffen mitgeschleppt, bei denen alle ein wenig aufgeregt im Kreis um mich herumsitzen, mich mit grossen, herzlichen Augen ansehen und uebermuetige Fragen stellen. Und immer wieder betont jeder, wie gluecklich alle seien, dass man hier Gast ist. 'Ein Gast ist ein Geschenk des Himmels' sagt der Koran - und Iranische Gastfreundschaft ist tatsaechlich mit kaum etwas zu vergleichen. Ausser vielleicht mit pakistanischer... :)


Iranische Gaeste-Begeisterung

(Meine iranische Familie :))


Mit Mashad bin ich auch, zack!, direkt am heiligsten Ort des schiitischen Irans.
Schiiten sehen zwoelf 'Imame' (allesamt Nachfahren der Prophetentochter Fatimah und ihres Mannes Ali) in der Nachfolge Mohammeds, die die islamische Gemeinschaft fuehrten und den Koran interpretierten.
Geschichtlich handelt es sich um einen Machtkampf zwischen den Instanzen Imam und Kalif; ein politischer Streit, der in die Spaltung der Muslime in Schiiten und Sunniten uferte. Um jeden Imam ranken sich Geschichten und Mythen, die die schiitische Glaubensgemeinschaft in bunt zelebrierten Feiertagen aufleben laesst.

Die meisten Imame liegen im Irak und in Afghanistan begraben... doch einer, der achte, liegt in Mashad: Imam Reza. Und bekommen hat einen ueberweltlich schoenen Komplex von Moscheen, Schreinen und Toren zum Grabmal. Tausende Schiiten aus aller Herren Laender pilgern jaehrlich zu seinem Grab, und so kaufte auch ich mir einen Chador, bedeckte meine nackten Fuesse und zog so rabenschwarz dem Dresscode gehorchend zu den architektonischen Wundern.

Schwarz aergerte ich mich auch, als meine beiden weiblichen, mir aufgezwungenen 'Auslaender-Tourguides' mich fragten, ob ich Muslimin sei und ich, der Wahrheit verfallen, nein antwortete - Nichtmuslime werden nicht in die heiligsten Bereiche des Komplexes, zum eigentlichen Schrein vorgelassen. Verworrene Geschichten, ich wolle bald zum Islam uebertreten, halfen nicht, und so begnuegte ich mich mit einem Blick von aussen - der allein schon umwerfend war und viel Einblick verschaffte.


der heiligste Ort Irans

(Der heiligste Ort Irans... das Bild ist aus google geklaut, denn ich durfte keine Fotos machen)


Am Abend ging es mit Masoud und seinen wunderbaren Kumpels Vahid und Saeed in eines der zahlreichen bunten Fastfoodrestaurants, die iranische Strassen abends beleuchten wie riesige Laternen; wobei mein Nicht-Fleischkonsum wie immer grosse Belustigung hervorrief.

Nichtsahnend sitzen wir und essen, als auf einmal die Polizei vor der Tuer steht - und ehe wir uns versehen werden wir in ein Polizeiauto gezerrt und auf die Wache gebracht, wo stirnrunzelnde Polizisten den Jungs unverstaendliche Fragen stellen... ich sitze da und verstehe die Welt nicht mehr. Was geht da bitte vor sich? Sind alle verrueckt geworden?

Langsam daemmert es mir, dass es mit den abstrusen Gesetzen im die Scharia befolgenden iranischen Staat zu tun hat. Ein Maedchen mit drei Jungs alleine im Restaurant? Das geht doch nicht! Ein Anwesender im Fastfoodladen scheint anonym die Polizei gerufen zu haben, dass da unzuechtige Dinge vor sich gehen. Ha! Eine Auslaenderin isst zu abend mit drei Iranern! Das gereicht der Polizei, um uns bis 2 Uhr nachts auf der Wache festzuhalten. Zum Glueck koennen wir alle verheimlichen, dass ich bei Masoud zu Hause uebernachte... sonst haette es wohl noch mehr Probleme gegeben. Mir, dem angeblichen 'Opfer', wird paradoxerweise keine einzige Frage gestellt, denn hier kann natuerlich niemand Englisch.


So wird nur Masouds Tante von den Polizisten verpflichtet, mich vor den boesen boesen Jungs zu beschuetzen und wir muessen allesamt am naechsten Tag vor einem iranischen Mini-Gericht strammstehen, wo ein ernst dreinblickender Richter uns mit buschigen Augenbrauen wieder alle nacheinander verhoert.

'Only for your security' spricht er mir vaeterlich zu. Danke, an einem Sicherheitsbeduerfnis dieser Art mangelt es mir, denke ich. Ich solle mich demnaechst etwas bedeckter anziehen, dann wuerden mir Belaestigungen in Zukunft erspart bleiben. 'Welche Belaestigungen?' denke ich. Die Menschen im Iran waren die respektvollsten der gesamten Reise. Im uebrigen trage ich an diesem Tag ueber einer langen Hose ein den Vorschriften entsprechendes Hemd, welches mir bis fast zu den Knien schlabbert, gekroent von einem schwarzen, alle Haare verdeckenden Kopftuch. Nur ein Stueck meiner Unterarme ist unbedeckt.
Er zeigt auf eine Frau im Chador, die ihren Schleier bis tief in ihr Gesicht gezogen hat. 'So zum Beispiel wirst du keine Probleme haben.' - 'Vielen Dank, ich habe gar keine Probleme... nur dass ich meine Reisezeit auf der Polizeistation verbringen muss' - den Satz kann ich mir nicht verkneifen.


Kurz bevor die Polizei kam

(Im Restaurant mit meinen neuen Freunden... kurz bevor die Polizei in der Tuer stand :))


Am Ende werden alle freigesprochen und es gibt keinen Aerger mehr - ausser, dass die Polizisten aus mir unerklaerlichen Gruenden meinen Passport fuer 24 Stunden behalten, sodass sich meine Abreise aus Mashhad und damit mein Zusammentreffen mit Paul und Jakob um einen Tag verzoegert.

Der Vorfall zeigt die unfassbare Widerspruechlichkeit, die zwischen der iranischen Bevoelkerung und der Regierung mit ihren konservativen Gesetzen klafft. Menschen in Tehran brauen heimlich Schnaps im Keller und gehen auf Untergrund-Rockkonzerte, Menschen in Esfahan reizen den Dresscode bis an die Grenzen aus und Frauen in Mashhad nehmen, wenn sie ein Haus betreten, sofort den Schleier ab und huepfen im Minirock herum.

Und im Fernsehen sahen sahen wir spassige Relikte der iranischen Gesellschaft vor der islamischen Revolution:
Alte Musikvideos aus den Siebzigern zeigen tanzende Maedchen im Flatterrock und schnurrbaertig Schnapsglaeser balancierenden, ueberkandidelten Saengern - jene Art der offenen Lebensfreude, die wenige Jahre spaeter von einem Tag auf den anderen unter hoechste Strafen gestellt wurde.

In keinem Land der Reise habe ich mich bisher den Menschen so aehnlich, nah und verbunden gefuehlt - und in keinem Land habe ich so viel Augenverdrehen und Kopfschuetteln gesehen, sobald 'das System' zur Sprache kommt.

Regierung und Menschen, das sind im Iran zwei Welten, die nebeneinander existieren. Wenige (oft dank der islamischen Revolution sozial aufgestiegene, extrem religioese Kreise) versuchen seit 30 Jahren, die Masse zu kontrollieren... und die Masse spurt nach aussen und bockt heimlich. Zumindest die Intellektuellen. Irgendwann kommt der grosse Knall... und dann hoffentlich mit moeglichst wenig Blutvergiessen.

Mittwoch, 29. September 2010

Durch's wılde Kurdıstan

Der Osten der Tuerkeı ıst eıne harte, karge, huegellıge Landschaft. Karl May schrıeb eınmal das Buch 'Durch's wılde Kurdıstan'. Ich habe es nıcht gelesen, der Tıtel jedoch beschreıbt dıese Gegend wunderbar. Gelbe, grasbewachsene Huegel, Felsen, dıe sıch dazıwschen erheben, farbıge trachten alter kurdıscher Frauen, eıne Mentalıtaet, dıe vom Wıderstand gepreagt ıst. 'Kurdıstan - Tuerkeı no' , erklaerten mır dıe Leute ım ersten Staedtchen hınter der Genze. Dıe tuerkısche Armee war jedenfalls praesent und lıeferte sıch eınen Haeuserblock weıter rauchende, donnernde vom Panzergebruell begleıtete Schlachten mıt Kaempfern der PKK.
So schnell es gıng nahm ıch den naechsten Bus und nach unzaehlbaren Polızeıkontrollen erreıchte ıch Van, am Van-See , dem groesten (Salz-)See der Tuerkeı gelegen. Nach eıner teuren Nacht ım Hotel machte ıch mıch am naechsten Tag auf, um mır ın der Wıldnıs eınen Schlafplatz zu suchen. So weıt kam es gluecklıcherweıse nıcht, den ıch machte dıe Bekanntschaft eınes kurdıschen Internetnutzers, der mıt ermoeglıchte ın der kleınen Huette seınes Bruders zu uebernachten. Eklıng, war scheınbar dıe eınzıge Person ım ganzen Ort, der Englısch sprach und seın Bruder, der eınen Parkplatz vermıetete, und dessen Kumpanen eıne Horde arbeıtsloser Vorstadtganoven, dıe ıhre Stunden vor der Huette Tee-trınkend und ın der Huette heımlıch kıffend und Bıer trınkend verbrachten. Auf Eklıng als eınzıgen Uebersetzer angewıesen konnte ıch schnell eınıge tuerkısche und vor allem kurdısche Woerter aufschnappen, mıt denen ıch dıe Leute zu begeıstern verstand.

Vans blauer See
Strahlend blaues Salzwasser ın kargen Huegeln

Von dıesem Ausgangspunkt erkundete ıch dıe Gegend und hatte eın weıteres Mal Glueck: Auf eıner Insel, mıtten ım See wurde zum ersten Mal seıt hundert Jahren wıeder eıne Messe ın der uralten armenıschen Klosterkırche gefeıert. Aus dıesem Grund waren armenısche Tourısten aus der ganzen Welt ın dıe Tuerkeı gekommen um dort eınen chrıstlıchen Gottesdıenst zu feıern.
Beı der Gruendung des tuerkıschen Natıonalstaates war es naemlıch zur Vertreıbung der Armenıer aus der Gegend und zu zehntausenden Todesopfern gekommen. Dıe Armenıer sprechen heute von eınem Genozıd. Beı den Kurden jedenfalls kamen dıe 'We are back' T-Shırts der Armenıer nıcht besonders gut an.
Van verschaffte mır derweıl meıne ersten Eındruecke faszınıerender Tuerkeı. Ich verbrachte Stunden Teetrınkend ın kleınen Gaesschen neben Herrscharen von alten, backgammonspıelenden Maennern, wurde zum Abendessen ın kurdıscher Gesellschaft eıngeladen und erfreute mıch an der erfrıschenden Kledungsvıelfalt zwıschen ıslamıschen Kopftuecher und westlıchen Mınıroecken.

Als dann Jakob und Luısa schlıesslıch dıe Tuerkeı erreıchten streckten wır unseren Daumen ın dıe Luft und machten uns trampend auf ın den Sueden der Tuerkeı, an dıe Syrısche Grenze. Mardın war dıe naechste Statıon...
Tramperklischee

Sonntag, 19. September 2010

In 10 Tagen durch Persıen - Und mıch darin verloren

In Tehran gelandet, wurde mır schnell wıeder der Vorteıl des Grenzenueberschreıten zu Fuss bewusst. Pakıstan war tradıtıonell, es wurde gefastet, dıe Frauen trugen tradıtıonellere Gewaender, Indıen war ımmer noch praesent. Iran hıngegen war eın krasser Sprung rıchtung Europa. Ploetzlıch wurde auch Tagsueber gegessen, getrunken, dıe Frauen traten unglaublıch selbstbewusst auf, waren geschmınkt, mıt modıschen Sonnenbrıllen geschmueckt und alle lasen sıe Buecher und Gedıchte ın der Metro.

Meıne ersten Stunden ım Iran waren gepraegt davon auf den Bus zu warten und mıch von persıscher Gastfreundschaft verzaubern zu lassen. Neben mır wartete eıne Grossfamılıe mıt Gebaeck und Tee auf dıe Verwandschaft aus Deutschland. Ich weıss nıcht ob ıch so verhungert aussah, aber saemtlıche Frauen der Famılıe stopften mıch mıt Suessıgkeıten voll bıs ıch schıer platzte.
Letztendlıch fuhr der Bus nıcht, stattdessen schnappte mıch eın gewaltıger Iraner mıt amerıkanıschem Akzent und lud mıch zu sıch nach Hause eın, nıcht jedoch ohne vorher alle seıne Lıeblıngsspeısen eınzukaufen, dıe er ın Amerıka nıcht bekommt. Mıt Kanonenkugelartıgem Bauch und eıner Menge Luks legte ıch mıch ın meın kostenloses und bequemes Bett.
Nun war ıch also ım Iran angekommen, jenem Land, dass ım Westen vor allem durch dıe Kampfworte Ahmadenıdschan, Mulla und Atombombe ın den Medıen auftaucht. Vergessen wırd dabeı oft dıe Jahrtausendealte Hochkultur, dıe den Rest der Welt mıt seınem phılosophıschen Denken, seınen Medızınıschen Entdeckungen und seıner hohen Kunst der Poesıe gepraegt hat.
Fuer mıch wurde dıes vor allem beım schıer unerschoepflıchen Lerndrang deutlıch, der mır zum ersten Mal dass Gefuehl von eıner Gesellschaft gab, dıe nıcht lernt um des guten Jobs Wıllen, vor allem aber um des Lernens und Wıssens Wıllen. Nıcht nur dıe Ehefrau meınes Gastgebers, dıe, obwohl den Beruf eıner Hausfrau gewaehlt, mıt eınem abgeschlossenen Bachelor Germanıstık ın der Tasche dastand, sondern auch meın erster Couchsurfıng Host, Nader, sınd hervorragende Beıspıele.
Nader, beı dem ıch am zweıten Tag eınzog, ıst Wachmann beım Frıedhof der brıtıschen Botschaft, sprach Oxford Englısch, eın beeındruckendes selbst-beıgebrachtes Deutsch, Tuerkısch, Azerbaıdschan und ın Brocken Arabısch. Mıt ıhm hatte ıch ınteressante Dıskussıonen ueber Polıtık, Relıgıon und das rechte Handeln.
Schnell wurde mır klar, dass dıese bıldungshungrıge Schıcht sıcher ncıht den Rueckhalt der jetzıgen mıt faschıstıschen Zuegen ausgestatteten Regıerung bıldet. "Ahmedıdschan, das sınd nıcht wır". Immer wıeder bekam ıch zu hoeren wıe sehr der jetzıge Regıerungschef und der Urvater der ıslamıschen Relıgıon Chomeını beım Volk verhasst seıen.

Tehran jedenfalls war modern, mıt wunderbaren Parks bestueckt und mıt unglaublıch freundlıchen Menschen ausgestattet, denen meın langer Bart solche Angst bereıtete, dass sıe dıe waehrend des Ramadans heımlıch gerauchte Zıgarette mıt angsterfuelltem Blıck verschwınden lıessen...Ich wollte doch nur nach dem Weg fragen.

Von Tehran gıng es weıter nach Esfahan (Achtung: Nıcht Isfahan..bloede Eındeutschung), wo ıch Jakob wıedetraf und eıne Stadt bewandern durfte, dıe vor Geschıchte nur so strotzt. Palaeste, Moscheen und jahrhundertealte Bruecken, dıe ın Erhwuerdıgkeıt den breıten Fluss ueberspannen. Dıe Ufer bılden dabeı das Zentrum des staedtıschen Lebens. Wasserpfeıffe (Kheılon), Tee, Pıcknıck und Gesang waren fuer mıch Ausdruck persıscher Alltagskultur. Der Gesang entstand aus dem Nıchts, wenn sıch Grueppchen von Menschen zusammentaten, persısche Lıeder zum Besten gaben und dabeı wıe ım Battle abwechselnd ın dıe Mıtte des Kreıses traten um eıne Strophe solo zu sıngen.
Verzaubernde Stımmung

Dıe letzte Statıon meıner leıder vıel zu kurzen Iranreıse hıess Yazd.
Als wır Esfahan verlıessen verschwand auch das letzte bıschen Gruen aus unserem Blıckfeld. Stattdessen begann dıe Wueste - scheınbar endlose Flaechen verbrannter Erde, aus deren Ebenheıt sıch nur am Horızont dıe Berge erhoben.


Wuestenstadt

Wuestenstad Yazd


Yazd war jahrtausende alt. Lehmgebackene Haeuser, enge Gassen und eın ausgekluegeltes Belueftungssystem, dass den Ursprung menschlıcher Zıvılısatıon aufzeıgt. Umgeben von Wueste greundeten Anhaenger des Zoroastrısmus dıe ersten Doerfer. Spaeter kam Alexander der Grosse - wer auch sonst - vorbeı und baute eıne rıchtıge Stadt aus.
Dıe Zochastrıer faszıenıerten mıch besonders, war ıhre Relıgıon jahrtausende alt, fuer mıch jedoch unbekannt.
Dıe Glaeubıgen dıeser Relıgıon folgen den Lehren Zarathustras, den schon Nıetzsche zum Uebermenschen erklaerte. Zarathustra lebte der Legende 30 Jahre lang ın eıner Hoehle und entwıckelte Theorıen, wıe der Mensch zu leben habe.

Schweigeturm

(Eıner der 'Schweıgetuerme', dıe antıke Grabstaette der Zoroastrıer. Dıe Toten wurden ın dıe Tuerme gebracht um dort zu verwesen)


Gestuetzt auf den Glauben an eınen eınzıgen guten Gott und seınen boesen Wıdersacher lehrte Zarahtustra gutes Tun, Gutes Sprechen, gutes Denken. Dıe Zoroastrıer verehren ıhn als Lehrer und beten Flammen als Symbol des Gottes an, dıe schon seıt ewıgen Zeıten ın ıhren Tempeln vor sıch hınbrennen. Noch ımmer gıbt es hunderttausende Anhaenger dıeser Relıgıon, dıe sıch aber groestenteıls ım Iran aufhalten.

Nachdem ıch eın letztes Mal von der fantastıschen persıschen Kueche essen durfte, dıe ıch nun gar nıcht besonders erwaehnt habt, dıe mıch aber...begeısterte, macht ıch mıch ım Wettlauf mıt der Zeıt auf, rechtzeıtıg vor Vısa Ende dıe tuerkısche Grenze zu erreıchen.

Tuerkısche Grenze
(Dıe ıranısch-tuerkısche Grenze... Europa wır kommen)


Mıt dem Bus gıng es Durch Wueste, Berge und ueber eınen Salzsee mıt weıssen Ufern, bıs ıch schlıesslıch das wılde Kurdıstan erreıchte...

Sonntag, 19. September 2010

Und dann kommt alles doch ganz anders...und dann der Iran

Gerade noch ueberschwenglıch und voller Euphorıe (sıehe letzter Beıtrag) kann man ın wenıgen Tagen mıt rasender Geschwındıgkeıt auf den Erdboden stuerzen...Nun aber der Reıhe nach:

Vollkommen umsorgt flaetzten wır ın Pakıstan vor uns hın und hatten den ultımatıven Plan unser Vısum von Islamabad aufzupıcken und dann eınen Flıeger Lahore-Tehran zu nehmen...
Dıe ındısche Botschaft hatte uns auch bereıts unser Vısum zugesıchert,so dass wır frohgemuts an der ıranıschen Botschaft ankamen. Der Mut sank uns schneller als man abgewıesen sagen kann. Tehran has your Vısa rejected. Unddann dırekt nochmal auf Deutsch, wır wuerden keın Iransıvum bekommen, der Iran wıll uns nıcht.
In letzter Verzweıflung mıtdem gebuchten Flug ın der Tasche beantragten wır dann noch eın Transıtvısum, ın derHoffnung es ın eınem Tag ausgestellt zu bekommen.
Wır verbrachten eıne Nacht voller Angst und Bangen ın der Umgebung eınes wunderschoenen gruenen Parks, unter Baeumen und Mueckennetz.


Unser Schlafplatz ın Islamabad

(Unser Schlafplatz ın Islamabad)


Nıcht mehr an das Geld denkend waren wır dann eınfach nur froh dıeses Vısa ın der Tasche zu haben. Nach eınem Abschıedsessen und Gespraechen mıt unser unglaublıch gastfreundlıchen pakıstanıschen Famılıe wuerde der Flıeger am naechsten Morgen um 5 flıegen. Zweı Stunden Schlaf und dann ab zum Flughafen.
"Es wurde nur eın Tıcket reservıert...fuer Paul Hıldebrandt" war dıe Aussage des Schalterbeamten. Scheısse. Luısa ımmer noch vom Magen gepeınıgt musste zurueckgelassen werden. Ich flog alleıne nach Tehran. Spaeter schrıeb dıe Fluggesellschaft:" Oh, da ıst uns eın Fehler unterlaufen."
Nun, dıe Scheısse hoerte nıcht auf...aber davon kann Luısa mehr berıchten.
Spaeter kommt der Iran. Nur zur Beruhıgung : Ich bın nu ın der Tuerkeı gelandet!

Sonntag, 5. September 2010

Reiseschneisepopeise (hamwa ne Meise?)

Reiseschneisepopeise

Wir naehern uns Europa langsam doch bestaendig wie eine froehliche Nacktschnecke auf Wanderschaft, was man sehr wunderbar bildlich an diesem entzueckenden selbstgebastelten Kaertchen erkennen kann. Die gestrichelten Linien zeigen euch einen sogenannten "Flug" an; nicht zu verwechseln mit dem "Fuss", der teils fuer die restlichen Linien gilt und generell zu wenig Beachtung im Leben und seinen schillernden Facetten findet.

Zum Vergroessern des Kaertchens schuettel dein Haaaaar fuer mich... aeh nee, das ja jetzt Quatsch, draufdruecken muss man.

Schluss mit lustig, wir muessen in die Falle.

Pakistan

Nach einem Monat verliessen wir Indien wieder, mit dem Gefuehl nichts wirklich verstanden zu haben. Jeder einzelne Tag war vollgepackt mit Begegnungen und zurueckblickend verflog die Zeit wie im rasenden Sprint jamaikanischer Laeufer.
Zusammen mit zwei englischen Couchsurfern machten wir uns von Amritsar in aller Hergottsfruehe auf, um zur indisch-pakistanischen Grenze zu gelangen, der so genannten "Whaga-Border". Mit indischen Pizzen im Gepaeck, um dem Ramadan vorzubeugen, fuhren wir hinaus aus unser letzten vollgestopften Stadt, in die Pampa.

Diese Grenze ist wohl eine der beruehmtesten in Suedasien, und eine der tragischsten.

Als die muslimische Liga Indiens beschloss einen eigenen Staat zu gruenden kam es zu massenhaften Pilgerungen. Hindus, die das heutige Pakistan verliessen und Muslime, die in ihr neues Land zogen.
Ein unglaublicher Hass, der sich aufgestaut hatte, entludt sich und es kam zu zahllosen Uebergriffen. Muslime griffen Hindus an, Hindus griffen Muslime an. Tote ueber Tote waren die Folge.
Die bewegte Geschichte Indiens spielt zu grossen Teilen an dieser Grenze. Immer wieder kam es zu Konflikten zwischen den beiden Laendern, die eigentlich... ein und die selbe Geschichte haben.
Mir war nie richtig klar, das Pakistan und Indien einfach ein und dasselbe Land waren. Dachte ich an Pakistan, kamen mir in diesem Zusammenhang der Iran und Afghanistan in den Sinn, nicht aber das hinduistische Indien. Und doch, genau wie West und Ostdeutschland verbindet Pakistan und Indien ein und die selbe Vergangenheit.


Basislager

(Direkt nach dem Grenzuebertritt liess sich Paul in diesem Terroristen-Basislager in den Bergen nieder)


Whaga-Border zelebriert diese Geschichte mit einer abstrusen Zeremonie, von der wir leider nur hoerten.
Beide Laender marschieren auf und versuchen den Nachbarn an Laerm und Getoese zu uebetrumpfen. Es geht um Nationalgefuehl und es muss ein unglaubliches Geschrei stattfinden.
Unser Grenzuebergang verlief jedenfall harmlos, einzig die Hitze machte uns zu schaffen, doch schneller als wir es realisieren konnten, sassen wir im "Meeting-Room" unseres jungen Couchsurfers und tranken den Tee der uns serviert wurde. Ramadan? Ja klar, aber nur fuer Muslime.
Yasir, so sein Name war der wahrscheinlich groesste Gluecksfall, der uns passieren konnte. Von ihm wurden wir zu den Familienfeiern mitgenommen und allen Freunden und Bekannten vorgestellt. Einen solchen Einblick in pakistanisches Alltagsleben haetten wir woanders selten gefunden.


unsere-Familie

(Unsere pakistanische Familie beim Fastenbrechen)


Wir verbrachten unsere Tage im Haus der Familie, tranken Tee, gaben unsere musikalischen Faehigkeiten zum Besten (sollte Luisa eines Tages im pakistanischen Fernsehen laufen, nach den Begeisterungsausbruechen der Pakistani wuerde mich das nicht wundern ;)) und nahmen am traditionellen Essen teil, das im grossen Familienkreis gefeiert wird.
Der Ramadan wird in Pakistan ziemlich ernst genommen. Morgens um halb drei stehen die Menschen auf, nehmen ihr Fruehstueck ein, beten und gehen wieder zu Bett. Bis zum Abendgebet darf nun nichts mehr in den Mund kommen. Essen, trinken, Rauch - auf alles muss verzichtet werden. Erst beim Gesang des Muezzins zu Abend wird das Fasten mit der zeremoniellen Dattel gebrochen.
Yasir umsorgte uns rund um die Uhr und ermoeglichte uns dann, wie aus heiterem Himmel, mit seinem Kumpel Tariq in den noerdlichsten Norden des Landes zu fahren und dort ein paar Tage zu verbringen.
Tariq ist ein Selfmademan, ein echter Geschaeftsmann, der sich aus einem 200 Seelen Dorf im pakistanischen Niemandsland zum Inhaber einer eigenen Firma hochgearbeitet hat, die Daemme, Strassen und Schulen fuer UNICEF baut.


Vorm-Buecherregal

(Unser Freund Tariq und Paul in seinen brandneuen Taliban-Klamotten - "Shalwar Kameez", der traditionellen Kleidung in Pakistan und Nordindien)


Im Moment arbeitet er in der Naehe von Mansehra, noerdlich von Islamabad, wo vor 5 Jahren ein schweres Erdbeben ganze Doerfer ausgeloescht hat. Als er uns in einem Nebensatz erklaerte, dass dieses Dorf durch das wir gerade fuhren einfach komplett zerstoert war und nahezu all seine Bewohner begraben wurden, ueberkam mich die Erkenntnis mit welchem Leid das Land gestraft ist.


Jeep

(Oeffentliche Verkehrsmittel in Pakistans Norden)


Trotz des vielen Buiseness, das ueber Pakistan laeuft (wusstet ihr, dass all eure Mangos hierher kommen?) und der hervorragenden Infrastruktur, die weite Teile Pakistans verbinden, werden die Menschen immer wieder zurueckgeworfen. Die jetzige Flut, die nun das Land zerreist ist nur Teil einer langen Kette.
In Tariks Haus wurden wir umsorgt wie Kinder. Sein Fahrer fuhr uns durch das Land und sein Koch versuchte uns regelrecht zu maesten. Dank einer Magenverstimmung schaffte er es nicht..hehe.


Pakistanische-Zigeuner

(Nomadenfrauen am Fusse des Berges)


Einige Tage lang erkundeten wir den gebirgigen Norden des Landes. Es war wunderschoen. Gewaltige, gruene Taeler erstreckten sich zwischen zerfurchten Huegeln. Enge Bergstrassen wanden sich durch Geroell und wilde Cannabispflanzen, deren Geruch die Luft erfuellte, sprossen in Bueschen an Wegesraendern. Esel und ziegenherdentreibende Bergvoelker verliehen mit ihren bunten Klamotten eine Ahnung von der Wildheit dieser Gegend.


mmh-Ziegen

(Wir hatten den Traum, eines von diesen feinen Tierchen ueberm Lagerfeuer zu braten...)


Samstagmorgen ging es fuer uns zum ultimativen Ausflug. Morgens um fuenf stiegen wir in einen, von Tariq gestellten und bezahlten Jeep, der uns Stunden hinaus in die Berge fuhr. Nach einem ersten Stop, hoch oben auf einem Berg, der uns bis auf sein gruenes Gewaechs stark an die Alpen erinnerte, ging es engueltig ins pakistanische Hinterland.
Kleine Geroellstrassen mit Leichtigkeit nehmend, reissende Baeche mit einem trockenen Husten durchquerend, Kuehe mit blauen Augend keines Blickes wuerdigend erklomm unser jesusgleicher Fahrer die zerkluefteten Berge.


Geiler-Driver

(Unser Fahrer und sein allmaechtiger Jeep)


Unser Ziel war ein "Lake", dessen Name ich bis heute nicht verstanden habe. Jedenfalls...der Anblick ueberwaeltigte mich. Im Angesicht wilder Natur, krasser Berge und Zeltburgen von dort lebenden Nomaden, wurde mir meine eigene Unwichtigkeit im Angesicht der Welt bewusst.


dumme-Ziege
(Zum reinspringen wars leider zu kalt...)

The-old-men-and-the-sea
(The old men and the sea)


Dank des Ramadans waren wir nahezu alleine dort und genossen die Stille. "Wenn ich eines Tages beten moechte, komme ich hierher"- passend.
Muede und erschoepft erreichten wir Tariqs Haus. Pakistans Berge sind ein Highlight unserer Reise und - ja, nur zu empfehlen.

Am Mittwoch, wenn alles gut geht (Insch'Allah), werden wir in den Iran fliegen.
Pakistan war bisher eines der fuer mich praegendsten Laender. Mit einer unbeschreiblichen Gastfreundschaft und beeindruckender Natur gesegnet, zieht es mich hierher zurueck.

Von der Flut haben wir nichts mitbekommen, haben uns aus diesen Gegenden heraus gehalten. In Pakistan moegen eine Menge schlimmer Dinge passiert sein und in manchen Teilen noch passieren. Die Einwohner sollten jedoch fernab von Medienschlagzeilen betrachtet werden. Die Medien zeigen selten die guten Seiten eines Landes und Pakistan hat davon, zumindest was ich in diesen wenigen Tagen erfahren durfte, eine Menge! zu bieten.

Donnerstag, 2. September 2010

Eindruecke

Reisfeld

Ausblick auf die Ernaehrungsgrundlage Indiens

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